Die nächste Finanzblase wird grün. Wer glaubt, die Menschheit sei seit der holländischen Tulpenspekulationsblase 1637 vernünftiger geworden, irrt gewaltig. In Zeiten, wo es auf dem Sparbuch keine oder kaum noch Zinsen gibt, gieren selbst Kleinsparer nach angeblich höheren Renditen und ignorieren einen alten Grundsatz: Danach steigt mit dem Zins das Risiko, und je komplizierter die Bedingungen eines Finanzproduktes sind, desto vorsichtiger sollte man sein. Wenn aber erst Klimaretter und Energiewendeexperten, also Lügner von Amts wegen, ins Spiel kommen, dann gibt es nur noch einen Rat: Finger weg.
Das gilt auch und besonders für die erste „Bürgeranleihe“ für den Stromnetzausbau, von Umweltminister Peter Altmaier (CDU) gefeiert als „Modellprojekt für ganz Deutschland“. Dass auch der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) bei der Feierstunde für eine Unternehmensanleihe (das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen) dabei war, macht die Sache nicht besser, sondern sollte das Misstrauen erhöhen.
Wer in den Landkreisen Nordfriesland und Dithmarschen wohnt, kann die vom Netzbetreiber TenneT herausgegebene Anleihe in 1.000-Euro-Stückelung kaufen. In dieser Region will TenneT eine 150 Kilometer lange Stromleitung zwischen Brunsbüttel und Niebüll errichten. Natürlich sind alle dagegen, die Grünen zuerst. Mit einer Zinserhöhungszusage soll der Widerstand durchbrochen werden: Zunächst gibt es drei Prozent Zinsen für die Anleger, nach Baubeginn der Leitung fünf Prozent pro Jahr.
Wenn die staatliche Norddeutsche Landesbank in einer Analyse schreibt, die „Anleihekondititonen sind aus heutiger Sicht fair“, dann müssen die Abhängigkeiten der NordLB von ihren staatlichen Egentümern beachtet werden. Wäre diese Bank unabhängig, hätte sie den Rat geben müssen, von diesem Mist die Finger zu lassen. Denn die hier angebotene nicht besicherte Nachranganleihe mit unendlicher Laufzeit (!) eignet sich grundsätzlich nicht für Privatanleger, sondern ist ein hochriskantes Engagement, dessen Verkauf an nicht institutionelle Investoren verboten gehört. Das Risiko von Kursverlusten ist hoch. Hinzu kommt: Der Baubeginn der Leitung kann sich verzögern, so dass längere Zeit nur die niedrigen Zinsen anfallen. TenneT kann die Zinszahlungen außerdem nach Belieben aussetzen. Nachranganleihe bedeutet, dass die Gläubiger (Besitzer dieser Papiere) gegenüber anderen TenneT-Gläubigern im Nachteil sind, das heißt, im Zweifel erst dann was bekommen, wenn alle anderen Ansprüche bedient sind. Meistens sehen Nachranggläubiger gar kein Geld, Auch wenn es sch bei TenneT um ein Unternehmen in niederländischem Staatsbesitz handelt, so ist doch allgemein bekannt, dass das Unternehmen gerade in Deutschland finanzielle Probleme bei seinen Investitionen hat.
Die Anleihe hat in der Tat „Modellcharakter“, aber einen negativen: So sollen die Leute mit Regierungsunterstützung hereingelegt werden.